Best of… Oktober 2007

WWE Fans sind die coolsten Säue auf der ganzen Welt. Es gibt viele andere coole Gruppen, aber keine ist cooler als die der WWE Fans. Zumindest aktuell. Also diesen Monat, im Oktober. Wobei - ich muss mich verbessern - nicht die Masse aller WWE Fans zählen zu den coolsten Säuen der ganzen Welt, sondern nur 39% von ihnen. Es gab zwei Pay-Per-Views in den vergangenen 31 Tagen und zu beiden hatten die Fans die Möglichkeit, auf WWE.com abzustimmen. Für No Mercy sollten sie sagen, wen sie sich als neuen WWE Champion wünschen, für den Cyber Sunday konnten sie gar direkt mit ihrer Stimme ins Geschehen eingreifen. Und in beiden Fällen bewiesen 39% der WWE Fans absolute Klasse und eine gehörige Portion Humor. Klasse, weil sie Val Venis mit erstaunlicher Mehrheit als ihren Favoriten für den WWE Title bei No Mercy sahen und die gehörige Portion Humor, weil sie The Miz an John Morrison und Big Daddy V vorbei ins ECW Title Match voteten. Es bedarf keiner weiteren Erläuterung, warum WWE Fans die verdammt nochmal coolsten Säue auf dieser Welt sind – also 39% von ihnen.

Ich bin einer von Ihnen und oute mich voller Arroganz somit, einer der coolsten Säue dieser Welt zu sein. Denn ICH habe für Val Venis gestimmt. Und ICH habe für The Miz gestimmt. Venis, weil er es verdient hat und The Miz, weil ich die Vorstellung so unglaublich witzig fand. Best of Oktober 2007. Viel Spaß!

Beste Storylines und Fehden
1. WWE Title @ No Mercy
2. Save_Us.222
3. Matt Hardy vs. MVP

So bedauerlich eine Verletzung für den Betroffenen auch sicherlich immer ist – rein aus dem Blickwinkel der Karriere hätte es für John Cena nicht besser laufen können. Er wurde in galaktische Sphären gepusht und war der Überchamp. Kurz bevor er vermutlich seinen Titel verloren hätte, verletzt er sich und macht einen Abgang als genau dieser Überchamp ohne etwas von seinem Status einzubüßen. John Cena kann zurückkehren und wird Null Aufbau benötigen. Für die Fans ist das ebenso gut, da man die penetrante Cena-Übersättigung endlich beendete. Klar, blöd dass Cena sich verletzt hat, aber objektiv gesehen, haben fast alle Parteien davon profitiert. Ursprünglich stand das Last Man Standing Match des Champs gegen Randy Orton als Headliner für No Mercy fest – ein genialer Schachzug von Vince McMahon war es schließlich, keinen Ersatz für diesen Kampf zu nennen, sondern lediglich einen neuen Champion bei No Mercy zu versprechen. Viel Spekulation – hunderte Theorien. Wird es ein Turnier geben, eine Elimination Chamber, eine Battle Royal? Und was macht Vince stattdessen? Er schlurft heraus und schenkt den Titel einfach dem Legend Killer. Großartiger Moment. Und es wurde besser. Vergessen wir mal diese ganze Egomanen-Antipathie – Triple H ist der stärkste und glaubwürdigste Main Event Face zu diesem Zeitpunkt und war damit die beste Wahl, um Orton nach seiner Krönung herauszufordern. Die Überraschung war perfekt und Hunter war zum elften Mal World Champion. Das Schauspiel des Besiegten grandios. Wenn auch das Umaga-HHH-Match hätte anders enden sollen, war es trotzdem eine schöne Weiterführung des Titelkarussels an diesem Abend, dass nach einigen Segmenten schließlich mit dem versprochenen Last Man Standing Match abgeschlossen wurde. Randy hatte seinen Gürtel wieder und das in einer harten und absolut glaubwürdigen Schlacht. Gegen niemanden außer Triple H hätte Orton’s Sieg einen solch hohen Stellenwert gehabt. Kein Sieg in einer Battle Royal, kein Sieg in einer Elimination Chamber gegen Carlito oder Jeff Hardy. In meinen Augen war das, was man bei No Mercy zum WWE Title bot, das Maximum an Überraschung, Action und Aufbau des Champions. Wieder einmal war es eine gezwungene Spontanität, die das Booking Team zu Höchstleistungen trieb.

Chris Jericho. Ich lache mich so kaputt, wenn es nicht um ihn geht. Mittler Weile wäre das ein viel größerer Mark-Out, als wenn es tatsächlich der „Ayatollah of Rock’n’Rollah“ wäre, der als Auflösung der SAVE_US.222-Kampagne in die Halle marschiert. Ich seh‘ es schon vor mir. Survivor Series – irgend eine beliebige Situation, bei der auf einmal das Licht ausgeht und der Spot beginnt. Alles brüllt „Y2J, Y2J, Y2J“ – Spotlight auf den Eingang, Feuerwerk und raus kommt… Bobby Lashley. Wär das geil. Und ich habe keine Angst, diese provokante Meinung darzustellen, weil ich diesen Monat gelernt habe, dass es immer noch 39% der WWE Fans gibt, die meine Sicht der Dinge teilen. Aber das nur am Rande, schließlich ist es mehr als offensichtlich, dass es sich tatsächlich um Chris Jericho handelt. Aber gerade dieser Umstand, dass über ihn diskutiert wird, sein Name gechantet wird, Countdowns auf Webseiten Menschen dazu bewegen PPV’s zu kaufen, nur weil sie denken, Jericho würde auftauchen macht die gesamte Kampagne so dermaßen genial – besonders weil nicht ein einziges Mal Jericho’s Name gefallen ist oder auch nur annähernd klare Andeutungen in seine Richtung gemacht wurden. Einzige Anhaltspunkte sind das ohnehin schon kursierende Gerücht um Jericho’s Rückkehr und die Ähnlichkeiten zu seinem Millennium-Countdown-Debut bei World Wrestling Entertainment. WWE spielt mit uns – und ich liebe das. Jericho könnte in der Tat der Retter sein und nichts würde momentan vermutlich spektakulärer sein als seine Rückkehr. Und doch würde ich einfach zu gerne in die Wrestlingforen dieser Welt schauen, nachdem aufgelöst wurde, dass mit den Trailern nur das Edge-Comeback gehyped wurde.

Es ist so unglaublich schön mit anzusehen, wie man endlich Vertrauen in Matt Hardy investiert. Dass Montel Vontavious Porter mal eine große Nummer werden würde, war eigentlich bereits bei seinem Debut klar. Sein US Title Gewinn überraschte kein bisschen. Ja, und damals wirkte die Fehde mit Matt Hardy eigentlich mehr wie aus der Not geboren, weil es einfach keine anderen Midcard-Faces als Gegner für MVP gab. Aber im Laufe der Zeit ist das Doppelspiel der beiden das amüsanteste, was es im Smackdown-Brand zu sehen gibt. Es ist wirklich bedauerlich, dass sich Matt so kurz vor dem Showdown verletzen musste und man kurzfristig einfach Kane als MVP-Gegner einbauen musste – denn diesen Spot hätte Matt nun wirklich einmal verdient. Er spielt seine Rolle toll, er wird stark dargestellt, bekommt TV Time und wächst von Woche zu Woche mit der Verantwortung. Nebenbei entwickelt sich MVP auch noch zu einem der besten Heels im gesamten WWE Roster und wird glaubhafter, ohne wirklich viel im Ring zu stehen. Alles in Allem ist die Hardy-MVP Fehde ein Meisterwerk, das etwas untergeht, weil es in der Midcard ausgetragen wird, aber dennoch diesen Status besitzt. Es ist ein Beispiel dafür, warum WWE früher so erfolgreich war, warum jeder jeden PPV bestellte und von Match 1 bis zum Main Event mit fieberte: Weil es halt eben nicht nur World Title Matches gab, bei denen immer die selben Gesichter in verschiedenen Konstellationen gegeneinander antraten – sondern weil es toll erzählte Geschichten zwischen interessanten Charakteren gab, bei denen tatsächlich die Kombination aus Sport und Entertainment im Vordergrund steht und nicht der Wettbewerb zweier Männer, die austragen, wessen anabolika-verseuchter Körper doller Krach macht, wenn er auf die Matte schlägt. In meinen Augen ist die Fehde zwischen Matt Hardy und Montel Vontavious Porter die mit Abstand beste aktuelle Fehde im WWE TV und ich will absolut mehr von dieser Kategorie.

Schlechteste Storylines und Fehden
1. ECW Title
2. Hornswoggle McMahon
3. Brand Union

Zumindest ist es ja schon mal viel wert, dass der ECW Title überhaupt den Stellenwert besitzt, in Storylines verstrickt zu sein – in ECW Storylines.  Da gab es ja durchaus andere Zeiten. Dennoch ist doch so ziemlich alles schief gelaufen, was nur schief laufen konnte. Damit meine ich sicherlich nicht den Champion, denn CM Punk herrscht. Ich meine den Rest. Den kompletten Rest. Es begann mit der Tatsache, dass Morrison suspendiert wurde und CM Punk auf sehr unspektakuläre Art und Weise Champion wurde. Das einzig Positive daran war, dass er halt überhaupt Champion wurde. In den kommenden Wochen tat man absolut nichts, um Punk als Champ zu etablieren. Man ließ ihn nicht mit seinem grandiosen Mic-Work zaubern und belohnte ihn erst recht nicht mit einer vernünftigen Storyline. „Chase to No Mercy“ hieß die neueste Variante, einen No. 1 Contender herauszufinden. Ist Euch schon mal aufgefallen, dass es noch nie eine Titelfehde bei ECW gab, die wirklich auf einer gut aufgebauten Fehde basierte? Es wurde immer noch fernab jeglicher Storyline ein No.1-Contender gesucht und der dann auf den Champ losgelassen. Elijah Burke war Punks erster Gegner. Unspektakuläre Titelverteidigung, bei der CM Punk weit davon entfernt war, als dominanter Brand-Leader verkauft zu werden. Dann kam der bekannte Chase, den schließlich Tommy Dreamer gewann. Das war toll. Aus irgendwelchen Gründen, ließ man Dreamer dann aber durch Mabel’s nackten Zwillingsbruder zermantschen und zerstörte damit die ganze Chase-Geschichte. Dämlicher als das No-Mercy-Match zwischen Punk und Big Daddy V kann man einen Kampf kaum booken und anstatt die Storyline anständig fortzusetzen, holt man Morrison zurück und lässt das Publikum entscheiden, welche Geschichte man fortgesetzt haben will. Das Ergebnis kennen wir – genauso wie die Tatsache, dass WWE es ignorierte und nun Punk-vs-Morrison, Teil 23 veranstaltet. Schwerst suboptimal.

Man hat die Geschichte um Vince McMahon’s uneheliches Kind so dermaßen groß aufgezogen, dass es eigentlich nur in einem Debakel enden konnte. Kennedy schoss sich selbst ins Abseits und der Notfallplan sah nicht etwa vor, den Spot an jemand anderen zu vergeben, nein, man log sich einfach aus der Geschichte, in dem man daraus eine Comedy-Nummer machte. Eine Comedy-Nummer, bei der man nebenbei noch den Cruiserweight Title abschaffte, mit Hornswoggle einen beliebten Charakter disqualifizierte und viele Stunden mühselig aufgebaute TV-Zeit nachträglich vergeudete. Hornswoggle trat drei Wochen als kleiner McMahon auf, dann war Gras über die Sache gewachsen. Der Little Bastard ward verschwunden, McMahon verliert keinen Ton mehr über sein uneheliches Kind und Kennedy wird vermutlich den klassischen Weg in den WrestleMania-Main-Event nehmen, indem er den Royal Rumble gewinnt. Ist auch irgendwie bodenständiger als die ersten drei Anläufe, bei denen er entweder einen einjährigen Countdown mit einem Koffer absolvieren sollte, Verschwörungshelfer beim vorgetäuschten Tode des Chairmans sein sollte oder halt der Halbbruder von Shane und Stephanie McMahon. Wie dem auch sei, die „Who’s your daddy“-Storyline kann archiviert werden. Man findet sie im Archiv in der Abteilung „Das war wohl nichts“, gleich neben der Schwulenhochzeit von Chuck Palumbo und Billy Gunn und der Liste von Comebackversuchen Marty Jannettys.

Der Zusammenschluss des ECW und Smackdown Kaders ist wohl als so etwas wie eine Notbremse zu verstehen. Der Auftrag war, die ECW zu retten, die Maßnahme der wohl bequemste Weg. Von den Neuverpflichtungen der sogenannten „ECW Originale“ ist nur noch Tommy Dreamer übrig, wobei man den ja damals eh noch unter Vertrag hatte und ihm eigentlich nur einen Satz neuer Wrestlingstiefel spendierte. Hervorgebracht hat das Brand eigentlich nur einen mittlerweile farblosen CM Punk, einen erfolglosen Mike Knox und eine Reihe arbeitslose Altstars. Was wir jetzt haben, ist ein Abstellgleis für Midcarder, die wild sortiert Woche für Woche gegeneinander antreten und mit ein bißchen Glück mal den Sprung auf eine PPV Card oder jetzt in die Smackdown Shows schaffen. So wie sich das für mich anhört, ist ECW somit nach dem Zusammenschluss mit dem blauen Brand nicht mehr als ein neues Velocity ohne Cruiserweights, aber mit eigenem World Title. Nicht mehr, nicht weniger. Einzige offene Frage ist, ob das nun eine gute oder schlechte Entwicklung ist. Ich kann’s an dieser Stelle noch nicht beantworten. Vielleicht ja nächsten Monat, wenn ich bei den Showpunkten wieder auf zwei Brands reduzieren kann.

Showpunkte. Mörder-Überleitung. Undertaker gegen Batista ist total lieblos erzählt. Dasselbe kann man allerdings auch über sämtliche RAW Fehden sagen. Einzig HBK gegen Orton bringt am Montagabend etwas Farbe ins Bild. MVP und Matt Hardy sind es also, die die Pole für Smackdown holen. RAW auf Position 2 und ECW startet aus der letzten Reihe.

Beste Gimmicks
1. Triple H
2. Montel Vontavious Porter
3. John Bradshaw Layfield

Er hat wirklich gefehlt – und er hätte keinen besseren Zeitpunkt für ein Comeback finden können als jetzt. Mit John Cena ist der wichtigste „Face“ vom RAW Brand ausgefallen und Triple H konnte diese Lücke ohne jegliche Anstrengung füllen. Carlito war hierbei nie eine ernst zu nehmende Hürde, aber eine gute Möglichkeit den King of Kings wieder einzuführen. Die Fehde mit Umaga hingegen ist wie für Triple H geschaffen. The Game ist stark, aber nicht unfehlbar. Er ist gefährlich, aber nicht übermenschlich. Körperlich hat man ihn selten in besserer Form gesehen. Es bleibt abzuwarten was das Comeback des Heartbreak Kid noch mit sich bringt. Eine „One Night Only“ Reunion der d-Genration X steht für November an – tut man den Protagonisten einen Gefallen, belässt man es dabei. Mit Shawn und Hunter verfügt RAW nun schließlich über zwei mächtige Faces, die es für den Aufbau seines Heel-Nachwuchses sehr dringend braucht. Orton braucht starke Gegner, die seine Champion-Position stärken. Kennedy braucht starke Gegner, die ihn als Top Heel aufbauen. Momentan füllt diese Position einfach niemand perfekter aus als Triple H – und ja, ich fand es die absolut richtige Entscheidung, ihn bei  No Mercy Champ werden zu lassen.

Der Heel-Nachwuchs bei Smackdown war bisher etwas einseitig bestückt. Er war groß, stämmig und untalentiert. Eine Kombination die sich mit einem Batista als World Heavyweight Champion, ich sag mal „nicht unbedingt ergänzt“. Umso erfrischend ist es zu beobachten, was MVP für großartige Fortschritte macht. Und das ohne, dass er im Ring auch nur im Ansatz dominant dargestellt werden würde. Im Gegenteil – von seinem Status als Kämpfer ist er noch meilenweit vom Main Event entfernt. Doch seine Arroganz, die konsequente Darstellung seiner überheblichen Charakters, die kleine Priese Schisshase und die große Prise Arschloch formen den derzeit besten Nachwuchsheel der Organisation. Selbst Kennedy sieht momentan alt gegen den United States Champion aus. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich mir ein WrestleMania Titelmatch zwischen dem Undertaker und Montel Vontavious Porter momentan besser vorstellen könnte als jede andere mögliche Kombination aus dem Smackdown Kader.

Ich weiß nicht genau, wo das Ganze hinführen soll, aber die stärkere Einbindung von John Bradshaw Layfield als On Air Charakter rockt gewaltig. Allein sein „Wahlkampf“ für den Cyber Sunday war unterhaltsamer als sämtliche Auftritt von Chris Masters, Kenny Dykstra und Snitzky zusammen. „Vote for the Divas!“ – „No no no! Vote for JBL…!”. Aber auch das Interview mit dem Undertaker und der Eingriff ins Tag Team Match des Takers mit Batista gegen das dynamische Duo, Henry & Khali (das klingt wie ein drittklassiges kölner Comedyduo) lassen hoffen, dass man irgendwas mit dem einzigartigen Entertainer John Bradshaw Layfield plant. Das Bild vom Cyber Sunday – Austin stunned Foley, aber JBL kontert und die beiden stehen sich Angesicht in Angesicht gegenüber hat mir aufgezeigt, welchen Status Bradshaw mittlerweile tatsächlich besitzt – und was diesen angeht muss er sich kaum hinter anderen sogenannten WWE Legenden verstecken. Austin vs. Layfield, boah, das wär doch was.

Schlechteste Gimmicks
1. WWE Title Belt
2. CM Punk
3. Next Generation Hart Foundation

Es erschließt sich mir nicht. Ich komme einfach nicht dahinter. Klar, die Studentenzeit ist jetzt schon eine Weile vorbei und moderne Drogen oder Abarten des gemeinen Marihuanas sind mir einfach nicht mehr geläufig – aber was diese Typen rauchen, das gab es damals definitiv noch nicht.  Ich würde mich sogar schwer damit tun zu behaupten, ich wolle auch was davon. Ich möchte eines sicherlich niemals wissen, und das ist, was ich tun würde, wenn ich im selben Delirium bin wie die Entscheider von World Wrestling Entertainment als sie tatsächlich den WWE Title Belt durch John Cenas Gimmick-Ungetüm austauschten und diesen sogenannten Spinner-Belt (ich liebe diesen Namen, weil ihn selbst Menschen verstehen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind) ersetzt haben. Hässlich was das Teil schon immer. Das spielte aber keine Rolle, da es ja immer mit der Person Cena zusammenhing. Dass man für die Übergangschampions Edge und Rob Van Dam nicht extra in die Reservatenkammer hinabstieg und den originalen Gürtel hoch holte konnte man aufgrund der wirklich kurzen Regentschaften und den weiterhin bestehenden Bezug zu John Cena ja noch nachvollziehen. Als William Regal bei No Mercy jedoch das rote Samttuch entfernte und das in Proll-Diamten eingefasste „CHAMP“ zum Vorschein kam, hatte ich fast schon genug von der Show. Wäre ich Triple H gewesen, hätte den Gürtel am Anfang der Show gewonnen und mir dann die Aufzeichnungen von meinem Einmarsch mit dem Gürtel zum Umaga Match angesehen – dann hätte ich auch bi Vince angeklopft und darum gebeten, das Teil wieder abzugeben, und zwar möglichst heute noch. Grauenhaft, dass das die Krone des amerikanischen Wrestlings sein soll. Grauenhaft.

Da macht man CM Punk endlich zum ECW Champion und ich mecker immer noch. Ich bin noch immer nicht zufrieden und man könnte mir mit Leichtigkeit vorwerfen, dass man es mir „auch gar nicht recht machen kann“ oder ich „immer was zu mosern habe“. Und ja, verdammt, ich hab was zu mosern, ich mecker immer noch und bin meilenweit davon entfernt zufrieden zu sein. Ich bin Punk-Fan. Und damit meine ich nicht nur die Musik der Ärzte, sondern unseren amtierenden ECW World Champion. Es drückt mir jedoch die Galle durch den Hals, wenn ich beobachte mit welcher Nichtbeachtung und Irrelevanz man Punk an der Spitze der Dienstagsshows behandelt. Rob Van Dam trug den Gürtel neben dem WWE Title und betrachtete das ECW Gold dabei als größere Krone. Big Show zerstörte alles und jeden aus sämtlichen Rostern. Bobby Lashley headlinte WrestleMania als ECW Champion. Und CM Punk fehdet nur noch gegen ehemalige Casting-Show-Wrestler wie Morrison und Mizanin und jobbt gegen Viscera? Gegen Viscera? Was kommt als nächstes? Holt man Daniel Puder zurück oder doch eher Shaniqua oder Nidia? Punk könnte der größte Star von World Wrestling Entertainment sein. Bei einem Wechsel in die Hauptbrands hätte er wohl aber nicht einmal Midcard-Status. Es ist eine solche Verschwendung.

Das dürfte Premiere sein, dass ein Stable in dieser Rubrik auftaucht, noch bevor es überhaupt bei WWE debütierte. Das Rezept war einfach: Man nahm drei Wrestler, die allesamt Kinder der berühmten Hart Familie sind, packe sie zusammen und nenne sie „Next Generation Hart Foundation“. Alle drei sind zudem auch noch überaus talentiert. Dummerweise sind sie aber nicht nur waschechte Harts und talentiert, nein, sie sind auch Idioten. Teddy Hart allen voran. Teddy hat sich independent schon durchaus einen Ruf erarbeitet und entwickelte Star-Allüren welche manche nach 20 Jahren im Business noch nicht entwickelten. Zwei Mal wurde er dafür schon vor seinem großen Sprung ins Mainstream-Wrestling gefeuert, das dritte Mal ist nun auch vollzogen. Bleiben Nattie Neidhart und Harry Smith. Kein Plan was mit Nattie ist, aber Harry benannte man in DH Smith um und pushte ihn bei seinem RAW-Debut gleich durch einen Sieg über Carlito. Was macht Harry? Kloppt sich Drogen in den Balg und wird zwei Wochen nach seinem Debut bereits zum ersten Mal suspendiert. Scheinbar ist die Beerdigung seines Vaters schon zu lange her, als dass er sich über dessen Todesursache noch Gedanken macht. Zwei junge Stars bekamen Talent in die Wiege gelegt. Ihnen boten sich alleine wegen ihres Namens so sehr viel mehr Möglichkeiten als den meisten anderen jungen Männern in diesem Business. Und sie sind so dermaßen große Idioten.

Auch in dieser Kategorie hat Smackdown die Nase vorn. MVP, Matt Hardy, ein starker Batista, charismatische Finlays und Myterios und witzige Newcomer wie die Daltons bringen echt Schwung in die Bude. RAW kann sich besonders in der Midcard einiges vom Freitag Abend abschauen. ECW bekommt erst wieder einen Punkt, wenn man Punk vernünftig darstellt.

Wrestler des Monats
1. Randy Orton
2. Batista
3. Mike Mizanin

Der Legend Killer hat es endlich geschafft. Er steht an der Spitze und das zu einem Zeitpunkt, an dem er diesem Druck auch wirklich gewachsen ist. Seine gesamte Performance am No-Mercy-Abend bewies, dass er einer der besten Entertainer unter WWE-Vertrag ist. Mit Triple H und Shawn Michaels bekommt er obendrein auch noch die bestmöglichen Gegner, die sich ein junger Heel-Champ im Aufbau nur wünschen kann. Was auch immer man derzeit mit CM Punk als Champion falsch macht, macht man mit Randy Orton richtig. Es macht einfach Spaß, Randy Orton zuzusehen. Es bleibt abzuwarten, wie lange Orton diesen Standard halten kann. Es ist etwas anderes, immer mal im Main Event vorbeizuschauen und dann mal wieder ein bis zwei Midcard-Fehden zu absolvieren. Jetzt ist Randy der Champion und muss als dieser ohne Formtiefs und von konstant überzeugender Qualität überzeugen. Ich glaube, er packt das.

Zum dritten Mal ist Batista nun World Heavyweight Champion und seit langer langer Zeit gefällt er mir wieder in dieser Rolle. Alles was nach WrestleMania kam war irgendwie langweilig. Batista hatte einfach nicht mehr diese Anziehungskraft, die er zu Zeiten seines Face-Turns besaß. Die letzte spannende Fehde war die WrestleMania Fehde mit dem Undertaker. Und – da schau her – kaum fehdet das Animal wieder gegen den Deadman, geht es doch auch wieder. Der Auftritt beim Cyber Sunday war wieder einmal absolut überzeugend und zählt sicherlich wieder einmal zu den besseren Matches des Dave Bautista. Aber auch sein Auftritt im Punjabi Prison Match fand ich absolut gelungen. Man hat mit Batista jetzt wieder einen Champion an der Spitze de Smackdown-Rosters, der glaubwürdig ist und nicht nur mal eben den Gürtel durch die Gegend trägt, weil halt grade niemand anderer da ist. Und doch bin ich der festen Überzeugung, dass er ganz dringend Heel turnen muss, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Wie schnell eine Übersättigung bei zu dominanten Face-Champs auftritt kann er sich ja mal von John Cena erklären lassen.

Es war mein unbestrittener Höhepunkt in diesem Monat. Und ich hätte so gerne die Gesichter der Verantwortlichen gesehen, als sie die ersten Hochrechnungen zum ECW-Vote gesehen haben. Mizanin schien man nur auf die Liste gesetzt zu haben, weil man dachte, er würde eh nicht gewählt werden. Es war doch eindeutig, dass man Morrison oder Big Daddy V als Punks Gegner sehen wollte. Daher waren charismatische Varianten wie Tommy Dreamer, Elijah Burke oder Kevin Thorn nicht möglich, da sie den Vote ja auf jeden Fall gewonnen hätten. Also Miz auf die Liste und abwarten, ob es nun Morrison oder V werden würden. Ja, liebe 39%-Freunde, und wir haben The Miz gewählt und das ist so unendlich witzig. Das Match an sich war dann fast noch großartiger als die eigentliche Tatsache, dass gerade tatsächlich Mike Mizanin um den ECW World Title kämpfte. Zunächst bezogen sich die Fans noch auf das, was im Ring geschah und belohnten The Miz mit „You can’t wrestle“-Chants. Dann nimmt Miz den Champion in einen Sleeper Hold und flüstert ihm so offensichtlich und laut Kommandos für den weiteren Matchverlauf zu, dass ich nur noch in lautes Gelächter ausbrechen konnte. Schließlich springt Punk einen Springboard Body Splash, den Mizanin richtig akkurat upfucked und schließlich verlässt auch den letzten Fan das Interesse am Match und sie beginnen einfach mal „Y2J! Y2J!“ zu chanten. Für mich ist The Miz an diesem Abend zu einem Wrestler geworden. Ich konnte ihn zuvor nie ernst nehmen, aber seit vergangenem Sonntag bin ich Mike-Mizanin-Fan.

Sowohl bei RAW als auch bei Smackdown sind in den letzten Wochen zwei der wichtigsten Faces zurückgekehrt. In der Gesamtdarstellung und der Stardichte ist RAW immer noch knapp besser aufgestellt als Vickie Guerrero’s Show. Das bekannte Übergewicht wird man wohl aber spätestens mit den Edge- und Jericho-Comebacks wiederherstellen. ECW bekommt an dieser Stelle einfach mal nen Miz-Bonus-Punkt.

Beste Matches und PPV-Tops
1. Last Man Standing /No Mercy
2. Undertaker-Batista /Cyber Sunday
3. Punjabi Prison II /N o Mercy

Intensiver kann ein Kampf kaum geführt werden, als das finale WWE Titelmatch bei No Mercy. Sowohl Randy Orton als auch Triple H haben in jeder Minute des Matches gerechtfertigt, warum sie genau die zwei Männer waren und es auch sein mussten, die den vakanten Gürtel an diesem Abend untereinander ausmachten. Am Ende siegt Orton clean, was die Klasse des Kampfes noch einmal anhebt. Tolle Leistung beider Teilnehmer. Kann man gerne im WrestleMania Main Event neu auflegen.

Mit den richtigen Gegnern kann Batista absolut gute Kämpfe abliefern. Den Beweis hat er beim Cyber Sunday gebracht. Und man kann nicht sagen, dass es der Undertaker war, der das Animal durchs Match gezogen hat. Sicherlich hat der Deadman auch seinen Teil zu Batistas Leistung beigetragen, aber die unglaubliche Ringpräsenz kam vom Champion selber. Selten hat Batista die Batista Bomb perfekter ausgeführt – und das gegen einen Riesen wie den Undertaker und das auch noch zwei Mal. Selten war Batista besser. Sollte es bei den Survivor Series wirklich zum Hell in A Cell kommen, dann würde ich dafür wetten, dass der Undertaker Batista in diesem Match unsterblich machen wird.

Schon im letzten Jahr war ich begeistert von der unglaublichen Stimmung, die im Punjabi Prison Match erzeugt wurde. Die Magie, die der Undertaker und Big Show im letzten Jahr ausstrahlten, kam in der Neuauflage mit Batista und dem Great Khali zwar nicht auf, die Stimmung war trotzdem toll. Wrestlerisch sicherlich kein Freudenfest – unterhaltsam war es absolut. Und mit dem Ende hat man es geschafft, wahre Theatralik in ein Wrestlingmatch zu zaubern. Ich mag diese Matchart, nein, ich würde sogar sagen, dass ich ein Fan bin.

Zwei Mal Batista in den besten Matches. Puh. Das gab‘s bisher auch noch nicht. Triple H und Umaga glänzten beim Cyber Sunday genauso wie Shawn und Randy. Finlay und Mysterio waren ebenfalls gut. Sprich: ich kann mich nicht entscheiden. ECW hingegen schläferte bei den PPVs im Oktober die Fans zwar ein, die Kämpfe in den wöchentlichen Shows sind jedoch von konstant hoher Qualität. Alle bekommen einen Punkt.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. Vickie Guerrero
2. Chris Masters
3. Eve Torres

Ich kann die Entscheidung, Teddy Long aus dem Programm zu nehmen, noch immer nicht nachvollziehen. Grundsätzlich mal an der Spitze zu tauschen, ist ja durchaus legitim. Für einen Eric Bischoff, Paul Heyman oder gar Ric Flair wäre die Long’sche Absetzung auch absolut okay gewesen – Vickie Guerrero hingegen ist so ziemlich das Ununterhaltsamste, was ich in den letzten Jahren im WWE TV gesehen habe. Fast zumindest. Diese Furunkel an der Backe von dieser einen Diva war noch schlimmer.

Also, wenn ich WWE wäre, dann würde ich mir ja schon die Frage stellen, ob das noch so viel Sinn macht, dem Chris Masters weiterhin Geld zu bezahlen. Der wievielte Verstoß gegen die Drug Policy war das jetzt? Der dritte? Masters war mal gut gepusht und hat dabei gut unterhalten. Diese zwei-Monatsauftritte zwischen seinen Suspendierungen machen aber genauso viel Sinn wie ein Fallschirm auf nem U-Boot und wären unter mir schon längst ein Kündigungsgrund gewesen. Ausgemastert.

Kennt ihr Eve Torres? Kein Problem, ich auch nicht. Ich hab nur auf WWE.com gelesen, dass sie den 2007er Diva Search Wettberwerb gewonnen hat. Wahrscheinlich wird sie Brooke beim Exposé ersetzen - und es wird niemandem auffallen. Oder sie zieht sich direkt für den Playboy aus und blamiert sich anschließend bei WrestleMania beim Versuch ein Wrestlingmatch zu bestreiten. Naja, egal, wen kümmert’s.

Unterm Strich
1. Smackdown (6 Punkte)
2. RAW (5 Punkte)
3. ECW (2 Punkte)

Der Oktober war durchwachsen. No Mercy hat mir sehr gut gefallen, Cyber Sunday fand ich nur mittelmäßig. In beiden Shows ist durch die zahlreichen Comebacks wieder frischer Wind in die TV-Sendungen gekommen und viele interessante Fehden sind in der nächsten Zeit möglich. Edge wird zurückkehren und so wie es aussieht dürfen wir bald auch Chris Jericho wieder bei WWE begrüßen.


Nach Showpunkten geht der Oktober an Smackdown.


Die Survivor Series steht vor der Tür und es kann eine geschichtsträchtige Veranstaltung werden. Der Countdown zum Jahresende läuft und die Vorzeichen für zwei letzte spannende Monate im Jahr 2007 stehen gar nicht schlecht. Ich freu mich auf die Series und wünsche auch Euch viel Spaß dabei. Besonders natürlich den 39% der coolsten Säue dieser Welt, aber auch allen anderen, denen ich den Mark-Out beim Jericho-Comeback genauso wünsche wir auch mir.
Einen schönen November und wie immer eine gute Zeit!

Ben